Auszeichnung gutes Bauen 2006 - 2010
Die Bauherrschaft wollte sich zwischen einer langen Reise und einer Erweiterung ihres Wohnraumes entscheiden. Nach unserer Machbarkeitsstudie entschieden sie sich für Letzteres. Nun wird der minimale Umbau, der maximal viel Licht und Aussicht bietet, mit einem Preis gewürdigt.
Wir bedanke uns herzlich bei der Bauherrschaft für die Möglichkeit, mit ihnen gemeinsam in dem kleinen Haus so viel Licht finden zu können.
Die Jury schreibt: Das private Wohnhaus aus den 1930er Jahren ist in der damals üblichen Kleinräumigkeit organisiert und verfügt über keinen Balkon, von dem aus sich das grandiose Bergpanorama von Glarus geniessen Hesse. Als Überlegungen zu einem umfassenderen Anbau fallengelassen werden, entscheiden sich die Bewohner für den Umbau der rechten zur Strasse hin gelegenen Hausecke. Das Dach der symmetrischen Fassade wird oberhalb der Fenster des Dachgeschosses nach oben geklappt. Eine neue Aussenwand fällt steil bis zum Sockel des Erdgeschosses nach unten. Ein kleiner Balkon tritt nach vorne. Der chirurgische Eingriff, der in Holz ausgeführt und aus Witterungsgründen mit einer Etemitver- schalung versehen wird, tritt als zeitgenössische Intervention hervor und hat für die Bewohner einen maximalen Effekt. Der Raumgewinn von einem Meter Breite im Erdgeschoss verschafft neuen Stauraum hinter Schiebewänden und ermöglicht es, erstmals von beiden Seiten ins Ehebett zu gehen. Zwei neue schmale Fenster lassen das Licht auch von hinten einfallen und geben dem Raum eine zusätzliche Stimmung. Das erweiterte Zimmer im Obergeschoss erhält durch das grosse Fenster und die Balkontüre Abendlicht. Der Balkon wird zur kleinen Aussichtsterrasse, von der aus man den Glärnisch betrachten kann. Ein flexibles Schiebeelement aus Latten bietet zum Nachbarn Sicht- und Windschutz und lässt sich per Knopfdruck vor das Fenster bewegen, damit die Bettstelle nachts verdunkelt ist. Der Eingriff gibt nicht nur dem Haus in dem für uns heute unauffälligen Wohnviertel eine eigene, surreal verspielte Identität, er hat den Bewohnern im Innern durch etwas mehr Raum und viel mehr Licht zu einer neuen Wohnqualität verholten, die es erleichtert, das Haus auch bei veränderten Raumbedürfnissen weiterhin zu bewohnen und damit zu erhalten.